Prolog
Marlenas Sicht:
Ich bließ sanft Luft auf meine Fingernägel, die feucht vom Nagellack waren. Gelangweilt sah ich zum Fenster hinaus und sah, dass meine Freundin Rachel mit Leila das Haus verließ.
Meine dritte Mitbewohnerin Rylee war noch an der Uni. Jetzt hatte ich das Haus für mich allein.
Meine Nägel waren nun endlich trocken und ich widmete mich einem meiner Bilder. Bis jetzt waren nur fünf gerade Striche auf dem Papier. Jetzt war es an mir ein Kunstwerk daraus zu schaffen.
Meine Kunst war das einzige was mir noch Lust gab zu Leben. So weit ich das tue.
Ich bin ein Vampir. Ich wurde 1935 verwandelt.
Ich bin nicht wirklich der typische Vampir. Ich sehe, wenn ich Make-up und Kontaktlinsen trage, einem Menschen sehr ähnlich.
Ich bin kein seelenloses Monster, das jeden tötet, wenn es Blut riecht. Ich könnte für ein paar Tage, oder auch eine Woche, auf Blut verzichten. Möchte es aber nicht.
Ich töte unauffällig. Nehme mir aber trotzdem immer das, was ich will. Meistens töte ich Männer.
Ich verführe sie, schlafe mit ihnen und trinke dann ihr Blut. Aufgrund meiner Fähigkeit bin ich für Männer unwiderstehlich. Leid tun sie mir nicht.
Fast ausschließlich Männer zu töten ist so eine Art Rache für meine Verwandlung.
Ein Vampir hat mit mir dasselbe getan.
Es war ein toller Abend. Ich war mit meinen Freundinnen aus und da war er. Er hatte kurze dunkelbraune Haare und wundervolle braune Augen (was offensichtlich Kontaktlinsen waren). Sein treuer, lieber Blick erinnerte mich an einen Hund. Ich hatte mich sofort in ihn verguckt und so konnte ich nicht wiederstehen, als er mich nach einem Drink noch mit nach Hause nehmen wollte.
Auf dem Weg dorthin zerrte er mich in eine dunkle Seitengasse, vergewaltigte mich und trank von meinem Blut. Aber er ließ mich dort halbtot liegen. Das Gift breitete sich in meinem Körper schneller aus als ich sterben konnte und so erwachte ich als Vampir wieder.
Ich verfluche mein Leben als Vampir. Seit meiner Verwandlung sah ich den dunkelhaarigen Mann nie wieder. Aber trotzdem schwörte ich ihm Rache.
Er hat mir die Möglichkeit auf ein normales glückliches Leben genommen.
Ein Leben ohne den Drang Menschen töten zu müssen.
Die Striche auf dem Papier nahmen Gestalt an und wurden mehr und mehr zu einem dunklen, dichten Wald.
Das Bild hatte für mich direkt keine große Bedeutung. Obwhohl man sagen könnte das der dunkle Wald meine Ausweglosigkeit darstellt.
Aber auf diese Interpretation würde auch nur ein Philosoph oder Pädagoge kommen.
Fakt ist: Ich bin eine Vampirfrau. Ich habe über Jahrzehnte hinweg Menschen getötet. Und jetzt hatte ich schon wieder so ein durstiges Kratzen im Hals.
Ich würde mir wohl mein nächstes Opfer suchen müssen.
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